Referenzen
Hamburg, 26. Februar 1986
Steinway & Sons
Sehr geehrter Herr van Aaken,
es hat mich gefreut, Sie anlässlich der Musikmesse in Frankfurt zu sehen. Nun zu dem mir übergebenen Schriftstück.
Ich habe dabei einige Punkte rot angestrichen, die ich nachstehend erörtern möchte.
1. Sperrholz
Ich nehme an, daß Sie dabei unseren Rimaufbau im Auge haben. Wenn ja, dann dürfen Sie den Begriff Sperrholz nicht verwenden, zumal Sie von in Längsrichtung liegenden Massivschichten sprechen. Sperrholz ist, wie der Name sagt, abgesperrtes, d. h. kreuzweise verleimtes Furnier.
Weiterhin ist der Begriff »abgesperrte Verleimung« beim Steg irreführend. Auch hier wird nichts abgesperrt. Die Verwendung der Bezeichnung »Zarge« ist in doppelter Weise verwandt. Man sollte unterscheiden in »Zarge« und »Wand«, was bei manchen Fabrikaten dann zusammengefügt »Raste und Wand« und bei Steinway den Rim ergibt.
Ihr Hinweis auf die Spannungszarge ist richtig. Dies geht auf ein altes Patent, meines Wissens der Firma Chickering, zurück. Sie können dies auch bei alten Flügeln von Th. Steinweg finden.
Ihr Hinweis auf die Zarge bezw. Rim ist richtig. Versuche haben ergeben, daß Wand und Zarge, gefertigt aus in Längsrichtung verlaufenden Hartholzdickten, einen dreimal höheren Schwingungsverlauf aufweisen als Zargen und Wände mit abgesperrten, also quer verlaufenden Dickten. Auch der Hinweis auf das schnellere Nachlassen der Wölbung bei Flügeln mit getrennter Zarge und Wand ist richtig. Sie werden bei diesen Flügeln, wenn sie älter sind, dies deutlich feststellen können. Sie werden sehr selten einen alten Steinway finden, der einen völlig flachen Boden hat oder bei dem der Boden durchhängt, was bei anderen Fabrikaten sehr oft zu finden ist.
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Hinweisen dienlich sein zu können und verbleibe für heute
mit freundlichen Grüßen
Max Matthias
Managing Director
Steinway & Sons